Im Rahmen der Reihe "Weimar International" im
Zeughaus Kino, Berlin.
DER GEHEIME KURIER
D 1928, R: Gennaro Righelli, B: Curt J. Braun, Walter Jonas, K: Friedrich Weinmann, D: Ivan Mosjoukine, Lil Dagover, Agnes Petersen, José Davert, Jean Dax, Félix de Pomés, Hubert von Meyenrinck
128 min. · 35mm
Begleitet von Richard Siedhoff (Klavier) und Ralf Siedhoff (Gitarre)
Der russische Topstar Ivan Mosjoukine wird 1927 nach Hollywood geholt, um dort die Nachfolge des früh gestorbenen Frauenherzenbrechers Rudolph Valentino anzutreten. Die Mission scheitert grandios. Mosjoukine kehrt nach wenigen Monaten nach Europa zurück und dreht danach ein halbes Dutzend Filme in Deutschland, meist unter der Regie russischer Exilkünstler.
Wie Budget, Stoffauswahl, Inszenierung und Vermarktung des Stars verraten, zielen diese Produktionen auf den Weltmarkt. Das gilt auch für "Der geheime Kurier", der eine Episode aus der Julirevolution von 1830 erzählt und sich lose an den Roman "Rot und Schwarz" (1830) von Stendhal anlehnt: Mosjoukine spielt den ehrgeizigen Aufsteiger Julien Sorel, der schließlich mit einer Mission
betraut wird, von der das Gelingen der bürgerlichen Erhebung und der Sturz des reaktionären Königs Karl X. abhängen. Kaum hat Sorel die lang ersehnte gesellschaftliche Anerkennung erreicht, da droht er über eine alte Liebesaffäre zu stürzen.
Ein russischer Star, ein französischer Stoff, eine internationale Besetzung und ein italienischer Regisseur: Gennaro Righelli trimmt den Kostümfilm auf Spannung, verordnet ihm ein flottes Tempo und eine moderne Montage. Der Kritiker Hans Feld ist begeistert: „Spielszenen, Einstellungen, Schnitt, alles klappt. Die Reiterszenen haben ein Tempo, wie sonst in den vielgerühmten
amerikanischen Spitzenwerken. Die Szene, in der Julien, von der Auflösung seiner Verlobung in Kenntnis gesetzt, zechende Offiziere als Gitarrenspieler zur Raserei bringt, bis er herausstürzt und zwei Pferde zuschandenreitet – diese Szene in ihrem Auftrieb, ihrer tollen Steigerung bis zum Fortissimo des nächtlichen Rittes, ist ein Höhepunkt in der Filmkunst überhaupt.“ (Film-Kurier, 26.10.1928)
Wir zeigen eine Filmkopie aus dem Bundesarchiv. (Philip Stiasny)
Vorprogramm:
Im Lande der Bergkorsen
D 1927, 11‘ · 35mm
Beginn 18:00 Uhr